Viele Unternehmen schrecken davor zurück, Menschen mit Behinderung in ihrem Unternehmen zu beschäftigen. Im CSRegio-Projekt möchten wir Potenziale für Unternehmen aufzeigen, wie ein Mehrwert für das Unternehmen und die Gesellschaft entstehen kann. Für einen solchen Impuls hat uns die auticon GmbH einen Gastbeitrag geschrieben. In diesem Beitrag stellt Tilman Höffken für die auticon GmbH die Geschäftsidee vor. Wir finden: ein schöner Impuls! Viel Vergnügen beim Lesen!
(Daniel Schubert, CSRegio)
Noch immer wird das Thema CSR in vielen Unternehmen stiefmütterlich behandelt oder als „Nice-to-have“ gesehen. Selten aber wird CSR als Alleinstellungsmerkmal oder gar als Mechanismus zur Effizienzsteigerung erkannt. auticon, das erste Unternehmen Deutschlands, das ausschließlich Autisten in der IT-Oualitätssicherung beschäftigt, setzt genau dies um: Für Kunden bedeutet der Einsatz von auticon-Consultants sowohl einen CSR-Effekt, als auch einen Effizienzgewinn.
Autisten haben oftmals Schwierigkeiten mit zu vielen Reizen wie lauten Geräuschen oder grellen Bildern. Auch Small-Talk oder ein Großraumbüro stellen oftmals Stress für sie dar. Das Lesen von Mimik oder Arbeitsumgebungen ohne klare Strukturen bereiten Ihnen extreme Schwierigkeiten. Autisten brauchen Klarheit und geregelte Abläufe. Ist dies jedoch gegeben, können Sie zu Höchstleistungen auflaufen.
Denn sie haben meist Spezialinteressen auf Gebieten, in denen sie tiefgehendes Expertenwissen besitzen. Zudem bringen Sie gewissermaßen eine „Qualitätssicherungs-Disposition“ durch ihren Autismus mit: kleinste Abweichungen von der Norm oder in einem Muster fallen ihnen sofort auf.
Hier setzt das Konzept von auticon an. Diese einzigartigen Stärken setzen wir in der IT-Qualitätssicherung ein. Unsere autistischen Mitarbeiter werden als IT-Consultants beispielsweise beim Software-Testing oder bei großen Daten-Migrationsprojekten eingesetzt. Inzwischen arbeitet auticon mit einer Reihe namhafter Kunden wie Vodafone, der Bayerischen Landesbank, der Telekom oder IAV, einem Autozulieferer, zusammen. Derzeit hat auticon Standorte in Berlin, München, Düsseldorf und Frankfurt mit insgesamt 24 autistischen Mitarbeitern. Im nächsten Jahr sollen Hamburg und Stuttgart folgen.
Bei einem unserer Kunden wurde das auticon-Konzept direkt in dessen Diversity-Strategie implementiert. Ziel der Strategie ist es, heterogene Teams zu etablieren – so wird der Druck, sich „genormt“ zu geben, von den Mitarbeitern genommen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass so eine Effizienzsteigerung in diesen Teams um bis 30 % erreicht werden kann. Unsere auticon-Consultants werden dabei in ganz „normalen“ Jobs eingesetzt, in denen sie Ihre Fähigkeiten zeigen können. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Die meisten unserer autistischen Mitarbeiter waren vor Ihrer Zeit bei auticon langzeitarbeitslos. Bei uns erhalten sie endlich einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt – und unsere Kunden erhalten herausragende Qualitätsarbeit und Stärken die eigene CSR-Bilanz.
Die auticon-eigenen Job-Coaches unterstützen unsere autistischen Consultants bei Fragen wie der Kommunikation am Arbeitsplatz. Sie dienen als eine Art „Back-Up“ im Hintergrund und sind sowohl für Kunden als auch für Consultants die ersten Ansprechpartner. Vor Ort bei unseren Kunden sitzen sie dennoch nicht, denn wir verstehen CSR und Integration auch als Empowerment unserer Mitarbeiter. Und dieser Ansatz funktioniert sehr gut: Die Sicherheit, die die Job Coaches vermitteln, stärkt unseren Consultants den Rücken, sodass sie tatsächlich nur im äußersten Fall um Unterstützung bitten. Und genau das verstehen wir unter gelebter CSR: Keine Arbeitsplätze in einer Behindertenwerkstatt mit Rundum-Betreuung, sondern der Einsatz in einem Bereich, der die Stärken unserer Consultants fördert: in der IT-Qualitätssicherung.
Mehr Infos unter: www.auticon.de
Zum Autor:
Tilman Höffken ist Mitarbeiter des Berliner Teams der auticon GmbH und für die Bereiche Marketing, Presse & Finanzen zuständig.