Anfangs waren einige Teilnehmer des Hofer CSRegio-Praxisseminars gegenüber unternehmerischer Verantwortung (CSR) sehr skeptisch eingestellt. Auf einer Informationsveranstaltung hatte das CSRegio-Team das Projekt vorgestellt und das Verständnis von CSR als Investition in das eigene Unternehmen und die Region diskutiert. Gleich hieß es dort: „Das ist doch nur etwas für große, multinationale Unternehmen!“ „Wir Kleinen können das doch gar nicht!“. Nach dem Informationsabend standen einige Unternehmer dem Projekt schon offener gegenüber, es hörte sich alles nicht mehr so praxisfern und theoretisch an. Diejenigen, die sich letztlich für das Seminar in Hof angemeldet hatten, wissen nun, dass kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) alleine nicht die Möglichkeiten der großen Unternehmen haben, gemeinsam mit anderen KMUs sieht dies aber ganz anders aus. Unternehmerische Verantwortung wird von kleinen und mittelständischen Unternehmen oft intensiv gelebt, aber es hakt an der Kommunikation darüber. Großes Interesse hatten die Seminar-Teilnehmer deshalb daran, wie man seine CSR-Aktivitäten Anderen näher bringt: bspw. den eigenen Mitarbeitern und den Kunden.
Teilnehmer des CSRegio-Praxisseminars In Kooperation mit der Volkshochschule Landkreis Hof (Zukunftscoach) fand das zweite CSRegio-Seminar statt. Weniger Geschäftsführer und CSR-Verantwortliche als in Bayreuth hatten sich für das Seminar angemeldet, für die Teilnehmer war dies in Hof ein Gewinn: Die geringere Teilnehmerzahl ermöglichte einen noch intensiveren Austausch über konkrete Fragen und Maßnahmen im eigenen Unternehmen. Hier saßen sich ganz unterschiedliche Teilnehmer gegenüber: bspw. der Geschäftsführer von r.wie marketing, der Geschäftsführer eines Landschafts– und Gartenbetriebs sowie eine Vertreterin von PEMA, einem Lebensmittelhersteller; zwar alles Vertreter mittelständischer Unternehmen, doch mit ganz unterschiedlichem Unternehmensgegenstand. In der Vorstellungsrunde – bereits für erste Fragen des CSRegio-Teams zum jeweiligen Unternehmen genutzt – wurden die verschiedenen, teilweise eher skeptischen Sichtweisen auf unternehmerische Verantwortung in der Region Hof offenbar. Wohin soll die Reise gehen – so wurde die Veranstaltung abgeschlossen, doch erst einmal lag eine ganze Menge Arbeit vor den Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Kleine und mittelständische Unternehmen werden falsch wahrgenommen Viele KMUs sind bereits stark engagiert ohne dies unter CSR oder unternehmerischer Verantwortung zusammenzufassen und ausgiebig darüber zu sprechen. Dies führt in der Öffentlichkeit häufig zu einer falschen Wahrnehmung: große Unternehmen engagieren sich, Mittelständler gehen nur ihrem Geschäft nach. Große Unternehmen geben oft viel Geld für großangelegte Werbemaßnahmen zu ihren CSR– oder Nachhaltigkeitsstrategien aus. Mittelständische Unternehmen hingegen sind an dieser Stelle häufig zurückhaltend, frei nach dem Motto „Ach, das ist doch selbstverständlich!“. Dies führe häufig zu einer verzerrten Wahrnehmung, sagt CSRegio-Mitarbeitern Corinna Schreier. „Viele Mittelständler engagieren sich stark für die eigenen Mitarbeiter, die oft lange Zeit in dem Unternehmen arbeiten. Darüber hinaus leben viele Inhaber der KMUs in der Region und fühlen sich auch als Bürger verantwortlich“, so Corinna Schreier weiter.
CSR-Maßnahmen wollen erklärt werden In Hof war diese Diskrepanz unter den Seminarteilnehmern ein großes Thema. Schwierigkeiten sah man hier nicht nur bei der Kommunikation mit der breiteren Öffentlichkeit über das, was man als Unternehmer bereits für das eigene Unternehmen und die Region tut. Sondern auch, die Aktivitäten den eigenen Mitarbeitern zu erklären, wurde als schwierig angesehen. Schnell war klar, dass der Fokus in diesem Seminar auf der Kommunikation von CSR-Maßnahmen liegen sollte. Um den Teilnehmern einen möglichst großen Mehrwert zu bieten, beginnt die konkrete Arbeit an Maßnahmen nicht erst Wochen nach dem Seminar, sondern sofort. Was kann getan werden, um den Herausforderungen der alternden Bevölkerung entgegenzutreten? Erschwerend kommt in der Region um Hof hinzu, dass viele junge Menschen in andere Regionen abwandern, es viele ausländische Fachkräfte schwer haben Anschluss zu finden. „Durch die Abwanderung der jungen und gut ausgebildeten Menschenwird es für die Unternehmen immer schwieriger, geeignete Fach– und Führungskräfte zu finden. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Städte und Gemeinden, sondern auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, gibt Christine Weinreich, ebenfalls CSRegio-Mitarbeiterin mit Erfahrung in der CSR-Beratung, zu bedenken. Intensiv beginnt die konkrete Arbeit bereits im CSRegio-Seminar Die Seminarzeit nutzten die Teilnehmer intensiv, um gemeinsam die wichtigen Anspruchsgruppen zu finden. Dies ist notwendig, um geeignete Mittel für eine bessere Kommunikation mit diesen Gruppen zu erarbeiten. Des Weiteren stellten die Teilnehmer schnell selbst fest, dass die anderen Teilnehmer die Herausforderungen an ähnlichen Stellen sehen und gerne etwas tun wollen. Nicht nur große Unternehmen können etwas verändern, so viel war schnell klar. Gerade kleine und mittelständische Unternehmer haben hier Möglichkeiten, durch ihre Verankerung in der Region und durch die Flexibilität bspw. bei Entscheidungen. Nachdem die wichtigsten Anspruchsgruppen gefunden und mit Hilfe der Referenten und des CSRegio-Teams Problemfelder abgesteckt waren, begann die Arbeit an konkreten Maßnahmen zur Bewältigung. Gegenseitig konnten alle Beteiligten von den unterschiedlichen Sichtweisen profitieren, die eigenen Ideen hinterfragen und weiterentwickeln. Im Mittelstand werden Werte aktiv gelebt In der abschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Teilnehmer intensiv an konkreten Fragestellungen gearbeitet hatten, sodass sie mit Ergebnissen ins Unternehmen zurückkehren. Gemeinsam wird nun im Rahmen des CSRegio-Projekts weitergearbeitet: ganz praktisch für das eigene Unternehmen und für die Region. „In Hof zeigte sich einmal mehr, dass CSR nicht nur etwas für große Unternehmen ist. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen richten ihre Aktivitäten an Werten aus, denn viele mittelständische Unternehmer und ihre Familien sind in der Region fest verwurzelt. Daher besteht ein hoher Wunsch und eine hohe Investitionsbereitschaft für den Standort, um diesen zu stärken und als Arbeits– und Lebensraum attraktiver zu gestalten. “, fügt Corinna Schreier an.