In Deutschland gibt es für alles eine Vorschrift und eine Norm – so heißt es oft. Gerade die Zertifizierungen der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 oder des Umweltmanagements ISO 14001 sind mit Kosten für externe sowie interne Audits verbunden. Und nun auch noch eine Norm zur unternehmerischen Verantwortung? Anders als die zuvor genannten Normen ist die ISO 26000 – also die Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen – nicht zertifizierbar. Sie soll ein Leitfaden für alle Organisationen sein, gesellschaftliche Verantwortung systematisch ins Unternehmen zu integrieren.
Prinzipien der ISO 26000
Die ISO 26000 gibt hierfür sieben Prinzipien an, mit Hilfe derer die Organisation zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen soll. Das erste Prinzip ist die Rechenschaft, was bedeutet, dass die Organisation sich verantwortlich zeigen soll für die Auswirkungen, die sie auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt hat. Eine Organisation sollte einer angemessenen Beurteilung dieser Auswirkungen zustimmen und aufbauend auf diesen Erkenntnissen ggf. die Unternehmenspraktiken anpassen.
Das Prinzip der Transparenz fordert die Organisation auf, Nachvollziehbarkeit sowohl bei der Entscheidungsfindung als auch über den Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt zu gewährleisten. Dies setzt die Offenlegung von dafür notwendigen Informationen in nachvollziehbarer, klarer und vollständiger Art und Weise voraus. Dieses Prinzip ist insbesondere für den Austausch mit den Anspruchsgruppen der Organisation wichtig, da diese die Entscheidungen und Verhaltensweisen des Unternehmens verstehen sollen.
Einfacher gesagt als getan ist das Prinzip des ethischen Verhaltens. Eine Organisation soll sich ethisch verhalten. Ein solches Verhalten ist gegründet auf Werte. Die ISO 26000 sieht hierbei Werte wie Ehrlichkeit und Integrität als sehr wichtig an, ist dies doch die notwendige Bedingung, Interessen bspw. der Mitarbeiter oder der Umwelt anzuerkennen.
Auch das Prinzip der Anerkennung von Interessen der Anspruchsgruppen besagt, die Organisation solle die Interessen ihrer Anspruchsgruppen anerkennen und auf die Anspruchsgruppen eingehen. Dies betrifft vor allem Interessen, die über diejenigen der Eigentümer, Mitarbeiter oder andere für die Organisation wesentliche Akteure hinausgehen, da auch andere Gruppen oder Individuen gerechtfertigte Ansprüche gegenüber der Organisation haben können.
Die Einhaltung der Gesetze ist eine wichtige Voraussetzung für die gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen und ist aus diesem Grund zwingend erforderlich. Dass dies ein wichtiges Prinzip ist, an das sich leider nicht immer alle Organisationen halten, haben viele Skandale gezeigt. An dieser Stelle wird deutlich herausgestellt, dass kein Individuum, keine Organisation und auch nicht die Regierung eines Landes über den Gesetzen steht. Die Gesetze sind in der Regel niedergeschrieben, von Parlamenten verabschiedet und öffentlich zugänglich, sodass für jedermann nachvollziehbar sein sollte, was nach den Gesetzen getan werden darf und was nicht.
Neben den Gesetzen sollen Organisationen auch internationale Verhaltensnormen anerkennen, sofern diese nicht die Rechtstaatlichkeit beeinträchtigen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Gesetze keine ausreichende Leitfunktion übernehmen, um einen Mindeststandard in den Aktivitäten der Organisation zu gewährleisten.
Eine Organisation soll anerkennen, dass alle Menschen über Menschenrechte verfügen. Dies schließt die Wichtigkeit, diese in den Aktivitäten zu berücksichtigen genauso ein wie die Allgemeingültigkeit dieser Rechte.
Richtlinien zur Implementierung
Diese Prinzipien werden in weitere Kategorien unterteilt, um eine möglichst gute Implementierung in die Organisation zu ermöglichen. Die Zielstellung der ISO 26000 ist es, den Organisationen dies zu erleichtern und auf die wichtigsten Bedingungen für gesellschaftliche Verantwortung aufmerksam zu machen.
Anders als die Normen ISO 9001 oder ISO 14001 ist die hier beschriebene Norm weniger eine Normierung als mehr ein Leitfaden für Organisationen, unternehmerische Verantwortung (CSR) systematisch in der Organisation zu verankern. Hierbei sollen alle Organisationen angesprochen werden, also nicht nur große oder mittelständische Unternehmen, um einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten. Über diesen Beitrag kann dann bspw. in Form eines Nachhaltigkeitsberichts nach den Standards der Global Reporting Initiative berichtet werden.