Führungskräfte und andere CSR-Erfolgsfaktoren

Der Volks­mund weiß schon lange: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.” Was die saloppe Volks­weis­heit meint — die Ent­schei­dung über das Betriebs­klima fällt in der Chef­etage. Beson­ders im Mit­tel­stand sind Füh­rungs­kräfte DIE Trei­ber für CSR, leben die Werte vor, die das Unter­neh­men aus­zeich­nen. Das belegt auch eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in Koope­ra­tion mit der con­cern GmbH, die fami­li­en­ge­führte und bör­sen­no­tierte Unter­neh­men vergleicht. 

Was macht gute CSR-Arbeit aus und wer betreibt CSR mit grö­ße­ren Erfolg — bör­sen­no­tierte oder inha­ber­ge­führte Unter­neh­men?
Auf diese Fra­gen gibt „Unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung in der Pra­xis”, eine gemein­same Stu­die der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und der con­cern GmbH aus dem Jahr 2010 Ant­wor­ten. In ganz Deutsch­land wur­den CSR-Verantwortliche in rund 200 Unter­neh­men (davon ca. 50% inha­ber­ge­führt) in per­sön­li­chen Tele­fon­in­ter­views zu CSR-Praktiken und Erfolgs­fak­to­ren befragt: Die Ergeb­nisse bele­gen, dass der Mit­tel­stand beim Thema CSR durch­aus Vor­teile hat, aber auch von den ‚Gro­ßen’ ler­nen kann.

Warum ist das so? Erfolg­rei­che CSR hängt nach Aus­wer­tung der Stu­die vor allem von 5 Fak­to­ren ab:

1) CSR muss Teil der eige­nen Geschäfts­stra­te­gie wer­den. 
CSR-Aktivitäten, die nahe am eigent­li­chen Kern­ge­schäft bzw. der eige­nen Wert­schöp­fungs­kette lie­gen, ver­spre­chen den größ­ten Erfolg. Das hat der Mit­tel­stand schon lange erkannt — Enga­ge­ment in der Region, gemein­sam mit den eige­nen Mit­ar­bei­tern und im eige­nen Geschäfts­feld sind hier oft selbst­ver­ständ­lich. Wenn etwa der Maler bei der Reno­vie­rung des ört­li­chen Kin­der­gar­tens unent­gelt­lich mit sei­nen Mit­ar­bei­tern anpackt, hat das einen nach­hal­ti­ge­ren Effekt als die Spende für ein Kin­der­dorf in Afrika.

2) CSR muss mess­bar wer­den.
„Ich gebe so viel, habe aber nicht das Gefühl, dass etwas zurück­kommt.„
So lau­tet eine oft gehörte Klage aus dem Mit­tel­stand. Damit CSR aber lang­fris­tig erfolg­reich bleibt, ist es wich­tig, den sta­tus quo trans­pa­rent zu machen und den Über­blick über die eige­nen Akti­vi­tä­ten zu haben. Öko­lo­gi­sche Kenn­zah­len sind heute ver­gleichs­weise leicht zu erhe­ben — doch auch für andere CSR-Aktionsfelder ist oft kein gro­ßer Auf­wand nötig. Die Erhe­bung hilft bei Steue­rung und Pla­nung, macht den CSR-Erfolg sicht­bar und hilft nicht zuletzt bei der Kommunikation.

3) CSR muss authen­tisch kom­mu­ni­ziert wer­den. 
Diese Kom­mu­ni­ka­tion darf nicht zum Selbst­zweck wer­den, ist aber durch­aus erlaubt. Viele Mit­tel­ständ­ler agie­ren hier eher defen­siv, wol­len CSR nicht zum „Marketing-Gag” machen — doch viel­fach ist auch gar keine Hochglanz-Broschüre not­wen­dig: Klas­si­sche PR, Nut­zung von social media und regio­nale „Mund-zu-Mund-Propaganda” sor­gen im Mit­tel­stand dafür, dass die Bot­schaft die rich­ti­gen Emp­fän­ger findet.

4) Unter­neh­mens­werte müs­sen wirk­lich gelebt wer­den. 
Gerade Unter­neh­men mit einer kon­se­quent wer­teo­ri­en­tie­ren Unter­neh­mens­füh­rung sind im Bereich CSR erfolg­rei­cher, wie die Stu­die belegt. Im Mit­tel­stand bie­ten per­sön­li­cher Kon­takt zwi­schen Mit­ar­bei­tern und Unter­neh­mens­füh­rung und der Inha­ber als kla­rer ‚Wer­te­trei­ber’ beste Vor­aus­set­zun­gen für das Leben der eige­nen Unternehmenswerte.

5) CSR muss Chef­sa­che sein.
Gerade wenn die Geschäfts­füh­rung Ver­ant­wor­tung für das Thema CSR über­nimmt, ist CSR beson­ders erfolg­reich — die Aus­sage eines Stu­di­en­teil­neh­mers bringt dies auf den Punkt:

Wenn die Geschäfts­füh­rung nicht dahin­ter steht, ist es (die Umset­zung von CSR-Maßnahmen, Amn. d. Autors) schwie­rig. Dann hel­fen nur Sanktionen/Vorschriften oder nega­tive Kundenreaktionen.“

Im Mit­tel­stand muss es nicht so weit kom­men — der Geschäfts­füh­rer als Haupt­ver­ant­wort­li­cher hat meist direk­tes Inter­esse daran, sich für Gesell­schaft und Umwelt ein­zu­set­zen, seine Mit­ar­bei­ter, Kun­den und Geschäfts­part­ner fair zu behan­deln. Ein ‚ehr­ba­rer Kauf­mann’ an der Spitze des Unter­neh­mens ist Schnitt­stelle für alle CSR-Aktivitäten und sorgt dafür, dass die Unter­neh­mens­werte kon­se­quent gelebt werden.

Das belegt auch die Stu­die „Unter­neh­me­ri­sche Ver­ant­wor­tung in der Pra­xis”:
Die all­ge­meine Akzep­tanz der Geschäfts­füh­rung für das Thema CSR wird in nur 26% der bör­sen­no­tier­ten Unter­neh­men als ‚sehr hoch’ beschrie­ben -
bei den inha­ber­ge­führ­ten Unter­neh­men geben dies jedoch 58% der Befrag­ten an.

Wenn es an die konkrete Umset­zungs­un­ter­stüt­zung durch die Geschäfts­lei­tung geht, wird der Kon­trast noch deut­li­cher:
’Sehr hoch’ ist diese nach Anga­ben der Befrag­ten in nur 19% der bör­sen­no­tier­ten, aber in 54% der inha­ber­ge­führ­ten Unternehmen.

Für den Mit­tel­stand bedeu­tet das:
Vor allem in den Berei­chen Kom­mu­ni­ka­tion und Mess­bar­keit der eige­nen Akti­vi­tä­ten kann der Mit­tel­stand von den ‚Gro­ßen’ ler­nen und noch aufholen.

Umge­kehrt kön­nen sich auch bör­sen­no­tierte Unter­neh­men den Mit­tel­stand zum Vor­bild neh­men, denn hier wer­den schon aus Tra­di­tion viele CSR-Erfolgsfaktoren gelebt:
Regio­na­les Enga­ge­ment im Kern­ge­schäft, kurze Ent­schei­dungs­wege, direk­ter Kon­takt zwi­schen Mit­ar­bei­ter und Chef oder Iden­ti­fi­ka­tion mit dem eige­nen Unter­neh­men sind oft eine Selbstverständlichkeit.

Danke an die con­cern GmbH für die Bereit­stel­lung der Studienergebnisse.

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