Wie man in den Wald ruft… — Was ist Nachhaltigkeit?

Auch wenn es in Fran­ken noch nicht danach aus­sieht, er kommt doch: Der Früh­ling. Und das heißt unter ande­rem viel zu tun in der Forst­wirt­schaft und jede Menge anste­hende Fir­men­ju­bi­läen. Manch einer mag sich fra­gen: Besteht da ein Zusam­men­hang zu CSR?

Aller­dings, denn die Defi­ni­tion der Nach­hal­tig­keit hängt eng mit bei­dem zusammen.

Wer sich als ehr­ba­rer Kauf­mann ver­steht, ver­weist bei der Feier des 50-, 75– oder sogar mehr als 100-jährigen Fir­men­ju­bi­lä­ums zu Recht gerne auf die lang­fris­tige Aus­rich­tung und Nach­hal­tig­keit der eige­nen Unternehmensführung.

Der Begriff der Nach­hal­tig­keit kommt aber nicht ursprüng­lich aus dem Unter­neh­mens­kon­text, son­dern aus der Forst­wirt­schaft. Geprägt wurde er vor genau 300 Jah­ren vom säch­si­schen Ober­berg­haupt­mann Hans Carl von Car­lo­witz (1645 – 1714), der nach dem 30-jährigen Krieg seine Erkennt­nisse zur ver­ant­wor­tungs­vol­len Forst­wirt­schaft in einem Buch nie­der­schrieb, der  Syl­vi­cul­tura oeco­no­mica, oder hauß­wirth­li­che Nach­richt und Natur­mä­ßige Anwei­sung zur wil­den Baum-Zucht (1713). Seine Defi­ni­tion von Nach­hal­tig­keit lau­tet im Original:

„Wird der­hal­ben die größte Kunst und Ein­rich­tung hie­si­ger Lande dar­in­nen beruhen
wie eine sot­hane Con­ser­va­tion und Anbau des Holt­zes anzustellen
daß es eine con­ti­nu­ierliche bestän­dige und nach­hal­tende Nut­zung gebe
weiln es eine unent­ber­li­che Sache ist
ohne wel­che das Land in sei­nem Esse nicht blei­ben mag.“
(S. 105–106 in der „Syl­vi­cul­tura Oeconomica“).

Auf eine kurze For­mel gebracht:

Holze immer nur so viel Wald ab, wie wie­der nach­wach­sen kann, damit der Baum­be­stand kon­stant bleibt.

Damit ist die Forst­wirt­schaft nicht weit von der freien Markt­wirt­schaft ent­fernt – denn wer immer nur auf kurz­fris­ti­gen Gewinn schielt und nicht in ein soli­des Unter­neh­men inves­tiert, der wird seine Res­sour­cen bald ver­braucht haben.

Es gibt noch mehr Par­al­le­len zwi­schen einem gesun­den, nach­hal­tig bewirt­schaf­te­ten Wald und einem nach­hal­tig geführ­ten Unternehmen:

  • Ein Misch­wald mit Nadel– und Laub­bäu­men ist die bestän­digste und natur­nahe Form des Wal­des. So pro­fi­tiert auch ein Unter­neh­men, das bewusst auf Diver­sity in der Beleg­schaft setzt (in Bezug etwa auf Alter, Geschlecht, Her­kunft der Mit­ar­bei­ter) und ist im bes­ten Sinne nachhaltig.
  • Wie der Förs­ter seine Bäume vor „Gesund­heits­ri­si­ken“ wie dem Bor­ken­kä­fer schützt, wird der nach­hal­tig agie­rende Geschäfts­füh­rer auch dar­auf bedacht sein, sei­nen Mit­ar­bei­tern ein „gesun­des“ Arbeits­um­feld zu bie­ten: Dazu gehört etwa betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment, Arbeits­schutz und indi­vi­du­ell aus­ge­rich­tete Arbeitszeitmodelle.
  • Ein Wald „rei­nigt“ die Umwelt – ein nach­hal­ti­ges Unter­neh­men wird seine Umwelt mög­lichst wenig durch Abgase und Abfälle belas­ten, son­dern res­sour­cen­ef­fi­zi­ent wirtschaften.
  • Im Wald ent­ste­hen immer wie­der neue Tier– und Pflan­zen­ar­ten – so wird ein nach­hal­ti­ges Unter­neh­men immer auf Inno­va­tion bedacht sein und sich neuen Markt­an­for­de­run­gen anpassen.
  • Und auch das alte Sprich­wort „Wie man in dem Wald ruft, so schallt es zurück“ gilt für die Kom­mu­ni­ka­tion von Nach­hal­tig­keit: Dezent und unauf­dring­lich, aber den­noch wir­kungs­voll soll sie sein. Sonst lan­det man schnell beim ande­ren Ende des „grü­nen“ Spek­trums – dem Green­wa­shing.

Was der ver­ant­wor­tungs­volle Unter­neh­mer von Car­lo­witz’ Nach­hal­tig­keits­de­fi­ni­tion in einem Satz ler­nen kann:
Der Wald schlägt immer wie­der neu aus und lie­fert wert­volle Roh­stoffe – aber nur, wenn man früh­zei­tig für die Zukunft vor­sorgt und ver­ant­wor­tungs­voll mit den eige­nen Res­sour­cen umgeht.

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